Gedichte/Tipps
Gedicht des Monats - Februar 2021

Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den anderen,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse
Tipp des Monats - Januar 2021
Ingwer zerkleinern
Frischer Ingwer ist viel schärfer als getrockneter. Die Zugabe von etwas frischem Ingwer macht schwer verdauliche Gerichte leichter bekömmlich. Das recht aufwendige Hacken können Sie sich sparen, indem Sie die geschälten Ingwerstücke durch eine Knoblauchpresse direkt in die Speise drücken.
Gedicht des Monats - Januar 2021

Winter
Weg und Wiese zugedeckt,
Und der Himmel selbst verhangen,
Alle Berge sind versteckt,
Alle Weiten eingegangen.
Ist wie eine graue Nacht,
Die sich vor den Tag geschoben,
Die der Sonne glühe Pracht
Schleierdicht mit Dunst umwoben.
Oder seid ihr alle tot:
Sonne, Mond und lichte Sterne?
Ruht das wirkende Gebot,
Das euch trieb durch Näh und Ferne?
Leben, lebst du noch ringsum?
Sind verschüttet alle Wege?
Grau und eng die Welt und stumm.
Doch mein Herz schlägt seine Schläge.
Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Gedicht des Monats - Dezember 2020

Advent
Der erste Schnee weht übers Land,
Weiß ist und still der Flockenfall,
Ums Haus der Abendnebel zieht
Und leis klingt erstes Krippenlied.
Gottvater legt den Weltenball
In seines jungen Kindes Hand.
O Unschuld, die ihn lächelnd hält,
Den bunten Ball, bewahr ihn gut,
Lösch aus den Brand, wisch ab das Blut,
Gib, ewig-junges Angesicht,
Uns neuen Mut mit neuem Licht,
Und wieg in deiner Hände Hut
Zur Ruh die aufgestörte Welt !
Agnes Miegel
Tipp des Monats - November 2020
Geruch im Kühlschrank
Geben Sie den Inhalt eines Beutels Haus-Natron (etwa 50g) auf eine Untertasse und stellen diese offen in den Kühlschrank. Unangenehme Gerüche werden von dem Natron aufgenommen und Geruchsübertragungen verhindert. Der Vorgang kann mehrmals mit ausgetauschtem Natron wiederholt werden. Das gebrauchte Natron können Sie in den Abfluss schütten und so auch dort unangenehme Gerüche beseitigen.
Gedicht des Monats - November 2020

Fürchte dich nicht.
Wenn das Leben dich in Zeiten
führt, die dunkler sind.
Nimm es an - es muss nicht
so bleiben, wie es jetzt ist.
So wie die Nacht uns hilft,
Kräfte zu sammeln,
so eröffnen Dunkelheiten
der Seele einen Raum,
sich zurückzuziehen,
damit sie in der Stille
neue Lebenskraft findet.
Im Dunkeln kannst du
nach und nach
das Licht besser erkennen.
Licht, das dir in deinem Leben
immer wieder geleuchtet hat.
Der, der am Anfang sprach:
Es werde Licht -
der wird es gerade auch
zu dir sprechen.
Simone Sander
Gedicht des Monats - Oktober 2020

Trauben die ess’ ich gern,
Das kannst du glauben,
Süsser als Mandelkern
Schmecken die Trauben.
Trauben hol ich mir geschwind,
hole mir Trauben.
Daß sie gegessen sind,
Kann ich nicht glauben.
Mutter, an dem Spalier
Und an den Landen,
Überall, da und hier
Gibt es noch Trauben.
Trauben die ess’ ich gern,
Das kannst du glauben,
Süsser als Mandelkern
Schmecken die Trauben.
Hoffmann von Fallersleben
Carte de visite von Hoffmann v. Fallersleben
Bildquelle: Wikipedia
Gedicht des Monats - September 2020

Herbst
Du lieber Herbst
das Laub Noch heiß vom Sommer
Und leuchtet feurig
Dann im Wind
Die feinen Knöchernen Tritte
Zweigauf
Zweigab.
Marie-Luise Kaschnitz
Gedicht des Monats - August 2020
Sommer
Am Abend schweigt die Klage
des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter droht
über dem Hügel.
Das alte Lied der Grille
erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das Laub
der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
im dunklen Zimmer;
eine silberne Hand
löschte sie aus;
windstille, sternlose Nacht.
Georg Trakl
Sommer über Gönnheim
Luftbild: Burkhard Laudenbach
Tipp des Monats - Juli 2020
Champignons
Champignons werden das ganze Jahr als Zuchtpilze angeboten. Im Kühlschrank lassen sich Champignons etwa 4 Tage in einer geöffneten Verpackung, getrennt von Äpfeln und Zwiebeln, lagern. Sind die Lamellen geöffnet, sind sie nicht mehr frisch.
Reiben Sie die Champignons lediglich mit Küchenkrepp trocken ab. Sehr schmutzige Champignons nur kurz unter fließendem Wasser abspülen. Legen Sie die Pilze nicht ins Wasser; sie saugen sich schnell voll und schmecken dann fade und wässerig. Champignons bleiben schön weiß, wenn Sie sie nach dem Schneiden mit etwas Zitronensaft beträufeln.
Gedicht des Monats - Juli 2020
Feldeinsamkeit
Ich ruhe still im hohen, grünen Gras
und sende lange meinen Blick nach oben,
von Grillen rings umschwirrt ihn Unterlaß,
von Himmelblaue wundersam umwoben.
Und schöne weiße Wolken ziehen dahin
durchs tiefe Blau, wie schöne stille Träume:
mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
und ziehe selig mit durch ew `ge Räume.
Hermann Ludwig Allmers
Bildquelle: Wikipedia
Tipp des Monats - Juni 2020
Konfitüre nicht fest geworden
Hat Ihre Konfitüre nicht die gewünschte Festigkeit, rühren Sie ein Päckchen Zitronensäure unter das heiße Kochgut. Der Geliervorgang in den Gläsern kann bis zu 1 Woche dauern.
Gedicht des Monats - Juni 2020
Schwanzmeisen
In heitrer Muße hat Euch Gott gemacht.
Sein Schöpferlächeln formte Federbäuchlein
mit schmalem Schwänzchen drollig lang bedacht,
das ganze übermalt mit Farbenhäuchlein.
Schon wippt ein Pfannenstielchen durch die Luft
und allsogleich ein Schwarm von vielen, vielen,
die, kleine Gottgedanken, Licht und Duft,
ein klingend Zirpen durch die Weide spielen.
Wie seid Ihr nur in diese Welt gelangt?
In diese Welt! - Ein Wunder, uns zu trösten,
auf daß wir fühlen, wenn der Geist uns bangt,
im Kleinsten lächend, ist der Herr am größten.
Cola Beaucamp
Gedicht des Monats - April 2020
Der Blütenzweig
Immer hin und wider
strebt der Blütenzweig im Winde,
immer auf und nieder
strebt mein Herz gleich einem Kinde
zwischen hellen, dunkeln Tagen,
zwischen Wollen und Entsagen.
Bis die Blüten sind verweht
und der Zweig in Früchte steht,
bis das Herz, der Kindheit satt,
seine Ruhe hat
und bekennt: voll Lust und nicht vergebens
war das unruhevolle Spiel des Lebens.
Hermann Hesse
Bild: Burkhard Laudenbach - "Mandelblüte in Gönnheim"
Gedicht des Monats - März 2020
Abend
Der schnelle Tag ist hin; die Nacht schwingt ihre Fahn’
und führt die Sternen auf. der Menschen müde Scharen
verlassen Feld und Werk; wo Tier und Vögel waren,
traurt itzt die Einsamkeit. Wie ist die Zeit vertan!
Der Port naht mehr und mehr sich zu der Glieder Kahn
Gleich wie dies Licht verfiel, so wird in wenig Jahren
ich, du, und was man hat, und was man sieht, hinfahren.
Dies Leben kommt mir vor als eine Rennbahn.
Laß, höchster Gott, mich doch nicht auf dem Laufplatz gleiten!
Laß mich nicht Ach, nicht Pracht, nicht Lust, nicht Angst verleiten!
Dein ewig heller Glanz sei vor und neben mir!
Laß, wenn der müde Leib entschläft, die Seele wachen,
und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen,
so reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu dir!
Andreas Gryphius
Bildquelle: Wikipedia
Tipp des Monats: Baiser
Baiser wird fester und lässt sich besser verarbeiten, wenn man das Eiweiß mit einigen Spritzern Zitronensaft und etwas Speisestärke steif schlägt. Kuchen mit Baiserhauben lassen sich mit einem heißem, gefetteten Messer glatt schneiden oder durch Spritztüllen in Form bringen.
Kölle Alaaf!

Ein Bischof aus Köln hatte seinen Papagei gelehrt, ihn mit dem Ruf „Guten Morgen, Herr Bischof!“ zu begrüßen. Dann wurde der Bischof zum Kardinal ernannt. All seine Versuche, dem Papagei die neue Anrede beizubringen, verliefen ergebnislos im Sande. Da verlor der frischgebackene Kardinal die Geduld, legte seine prächtigen Gewänder an, nahm Mitra und Hirtenstab und trat vor den Papagei, um ihn Ehrfurcht zu lehren. Verdutzt schaute der Papagei den Kardinal an, legte dann den Kopf schief und rief: „ Kölle Alaaf !“
Mündlich überliefert
Gedicht des Monats - November 2019
Ende des Herbstes
Ich sehe seit einer Zeit,
wie alles sich verwandelt.
Etwas steht auf und handelt
und tötet und tut Leid.
Vom Mal zu Mal sind all
die Gärten nicht dieselben;
von den gilbenden zu der gelben
langsamem Verfall;
wie war der Weg mir weit.
Jetzt bin ich schon bei den leeren
und schaue durch alle Alleen.
Fast bis zu den fernsten Meeren
kann ich den ernsten schweren
verwehrenden Himmel sehn
Rainer Marie Rilke
Gedicht des Monats - Dezember 2019
Weihnachtslied
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muss ich stehen;
Es sinkt auf meine Augenlieder
ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist geschehen.
Theodor Storm