Gedichte/Tipps
Gedicht des Monats - November 2024
Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht -
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorgen, genieße, was frommt,
Eh’ Stille, Schnee und Winter kommt.
Theodor Fontane
Gedicht des Monats - Oktober 2024
Herbstgefühl
Mürrisch braust der Eichenwald,
Aller Himmel ist umzogen,
Und dem Wanderer rauh und kalt
Kommt der Herbstwind nachgeflogen.
Wie der Wind zur Herbsteszeit
Mordend hinsaust in den Wäldern,
Weht mir die Vergangenheit
Von des Glückes Stoppelfeldern.
An den Blumen, welkt und matt,
Schwebt des Laubes letzte Neige,
Niedertaumelt Blatt auf Blatt
Und verhüllt die Waldessteige;
Immer dichter fällt es, will
Mir den Reisepfad verderben,
Dass ich lieber halte still,
Gleich am Ort hier zu sterben.
Nikolaus Lenau
Gedicht des Monats - August 2024
Der Ginster und der Roggenhalm
Ein Roggenhalm, ein eitler Gauch,
sah hochmutsvoll zur Erden
und sprach zu einem Ginsterstrauch:
„Was soll aus dir nur werden?
Wie peinlich, dass wir Nachbarn sind!
Wozu bist du denn nutze?
Ich glaub gar, als Besen find’
ich später dich im Schmutze.“
Das war im Feld gewesen;
im Stall traf man sich neu -
der Ginster war ein Besen,
der Halm - Schweinestreu!
Der Rabe sprach nach kurzer Zeit:
„Wer hätte das gedacht,
wie rasch doch die Gerechtigkeit
aus Glauben Wahrheit macht!“
Fabelbuch vom klugen Raben Roderich
Gedicht des Monats - Juli 2024
Alleen
Ich liebe die geraden Alleen mit ihrer stolzen Flucht. Ich meine sie münden zu sehen in blauer Himmelsbucht.
Ich bin sie im Fluge zu Ende und land’ in der Ewigkeit. Wie eine leise Legende verklingt in mir die Zeit.
Mein Flügel atmet Weiten, die Menschenkraft nicht kennt: Groß aus Unendlichkeiten flammt fruchtbar das Firmament.
Christian Morgenstern
Gedicht des Monats - Juni 2024
Vor der Ernte
Nun störet die Ähren im Felde
ein leiser Hauch,
wenn eine sich beugt, so bebet
die andere auch.
Es ist, als ahnten sie alle
der Sichel Schnitt -
die Blumen und fremden Halme
erzittern mit.
Martin Greif
Gedicht des Monats - Mai 2024
Im Mai
Rosen in dem Maien,
Und der Liebe Fest!
Schwalben und die Lieben
Bauen sich ihr Nest.
Maienrosen, Lieder,
Schwalben, Liebe gar!
Und ich werde wieder
Jung im grauen Haar.
Adelbert von Chamiss
Gedicht des Monats - April 2024
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh;
„Er kam, er kam ja immer noch“,
die Bäume nicken sich’s zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum,
er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das kalte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.“
O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh:
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag’ s auch du.
Theodor Fontane
Gedicht des Monats - März 2024
Die beiden Hähne
Es sprach ein Hahn, den Blick erhoben:
„Ihr Hühner kommt und seht,
wie sich der alte Turmhahn droben,
stet’s nach dem Winde dreht !
Den nenne ich charakterlos,
der sich nach anderen richtet;
nein, lieber hätt ich, arm und bloß,
auf’s hohe Amt verzichtet !
Doch was ist das? Er zeigt nach Westen,
das sieht nach regen aus !
Ihr Hühner kommt ! Es ist am besten,
wir laufen rasch in’s Bauernhaus !“
Aus dem Fabelbuch vom klugen Raben Roderich
Gedicht des Monats - Februar 2024
Hoffnung
Es wächst viel Brot in der Winternacht,
weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat;
erst wenn im Lenze die Sonne lacht,
spürst du, was Gutes der Winter tat.
Und deucht die Welt dir öd und leer
und sind die Tage dir rauh und schwer,
sei still und habe des Wandels acht:
es wächst viel Brot in der Winternacht.
Friedrich Wilhelm Weber
Gedicht des Monats - Januar 2024
Neujahrsgebet
Herr, setze dem Überfluss Grenzen
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen
und auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Männer an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute,
die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden ein gutes Deutsch
und den Deutschen eine gute Regierung.
Und sorge dafür, dass alle in den Himmel kommen -
aber nicht sofort.
Überliefert aus dem Münsterland,
19. Jahrhundert
Gedicht des Monats - Dezember 2023
Weihnachten
Vom Himmel
in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern
herniederlacht;
Vom Tannenwalde
steigen Düfte
Und hauchen
durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle
wird die Nacht.
Theodor Storm
Gedicht des Monats - November 2023
Letzte Rose
Wer hat dieser letzten Rose
Ihren letzten Duft verliehn?
Tritt hinaus ins Sonnenlose
Atme ihn und spüre ihn,
Wie er rot im Offenbaren
Und vierschwebender wie Wein
Wesen kündet, die nie waren
Und die hier nie werden sein.
Georg von der Vring
Gedicht des Monats - Oktober 2023
Oktobergedanke
Das Jahr war reich, es ist geglückt,
Die letzten Trauben sind gepflückt.
Das Leben glüht voll Heiterkeit.
Und spricht doch von Vergänglichkeit.
Ein letztes Feuerwerk in goldenem Licht,
an dem mir fast das herz zerbricht.
Andrea Paulsen
Gedicht des Monats - September 2023
Fülle
Genug ist nicht genug ! Gepriesen werde
der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte!
Tief beugt sich mancher allzureich beschwerte,
der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde.
Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube!
Der saftige Pfirsich winkt dem durstigen Munde!
Die trunknen Wespen summen in die Runde:
„Genug ist nicht genug!“ um eine Traube.
Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen
schlürft Dichtergeist am Borne des Genusses,
das Herz, auch es bedarf des Überflusses,
genug kann nie und nimmermehr genügen .
Conrad Ferdinand Meyer
Gedicht des Monats - August 2023
August
Wenn ins Land die Wetter hängen
Und der Mensch erschrocken steht,
Wendet, wie mit Glockenklängen,
Die Gewitter dein Gebet,
Und wo aus den grauen Wogen
Weinend auftaucht das Gefild,
Segnest du's vom Regenbogen -
Mutter, ach wie bist du mild!
Wenn’s einst dunkelt auf den Gipfeln
Und der kühle Abend sacht
Niederrauschet in den Wipfeln:
O Maria, heil’ge Nacht!
Lass mich nimmer wie die andern,
Decke zu letzten Ruh
Mütterlich den müden Wandrer
Mit dem Sternemantel zu.
Joseph von Eichendorff
Gedicht des Monats - Mai 2023
Pfingsten
Pfingsten! Lasst das Lärmen,
lasst die laute Stadt!
Wandert in die Weite,
trinkt euch augensatt!
Seht die Knospen schwellen
heimlich Blatt und Blatt
leuchtend wie ein Lächeln,
das noch Glauben hat.
Pfingsten! Lasst die Seele
tiefen Atem tun,
dass es ihr nicht fehle,
in sich selbst zu ruh´n.
Hermann Claudius
Gedicht des Monats - April 2023
Das Osterei
Hei, juchhei! Kommt herbei !
Suchen wir das Osterei !
Immerfort, hier und dort !
und an jedem Ort !
Ist es noch so gut versteckt,
endlich wird es doch entdeckt.
Hier ein Ei ! Dort ein Ei !
Bald sind’s zwei oder drei !
Wer nicht blind, der gewinnt
einen schönen Fund geschwind.
Eier blau, rot und grau
kommen bald zur Schau.
Und ich sag’s, es bleibt dabei,
gern such ich ein Osterei :
zu gering ist kein Ding,
selbst kein Pfifferling.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Gedicht des Monats - März 2023
Morgenluft ! Morgenduft !
Morgenluft!
Morgenduft!
Über alles hingebreitet!
Fern ein Segel traumhaft gleitet…..
Morgenluft!
Morgenhauch!
O erfülle meine Seele !
Horch, die kleine Vogelkehle
Mir zu Häupten preist dich auch!
Christian Morgenstern
Gedicht des Monats - Februar 2023
Gedicht für den Februar
Nordwind bläst.
Und Südwind weht.
Und es schneit.
Und taut.
Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt ja nur noch eins,
die Zeit.
Erich Kästner
Gedicht des Monats - Januar 2023
Lichtmess
Stille Luft und eingewölkte Himmelskuppel, hinter deren Lichter Alabasterwölbung steht mit silberklaren schweren Strahlenschwertern ausgebreitet, abgedämpft und göttlich fern:
der im Winterdunst verlorne,
der ersehnte, neu geborene
ungeheure Sonnenstern.
Ina Seidel
Gedicht des Monats - Dezember 2022
Weihnachtsgedicht
Strahlend, wie ein schöner Traum,
steht vor uns der Weihnachtsbaum.
Seht nur, wie sich goldenes Licht
auf den zarten Weihnachtskugeln bricht.
Frohe Weihnacht klingt es leise,
und ein Stern geht auf die Reise.
Leuchtet hell vom Himmelszelt -
hinunter auf die ganze Welt.
Verfasser unbekannt
Gedicht des Monats - Oktober 2022
Oktoberbüsche, kahl und nass,
verfaulter Nüsse Riss.
Im raureifübereisten Gras
des Nebels kalter Biss.
Wie eine Wabe, ausgeleert,
die Sonnenblume starrt.
Der Wind, der durch die Dornen fährt,
klirrt wie ein Messer hart.
Peter Huchel
Gedicht des Monats - September 2022
September - Morgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräfig die gedämpfte Welt
In warmen Golde fließen.
Eduard Mörike
Gedicht des Monats - Juni 2022
Sommerwind
durch die Felder rennt,
Heupferdchen springt,
die Sonne brennt.
Mittag schlug’s
auf der Dorfkirche schon,
der Stunden Wege
niemand kennt,
das Herz läuft
mit dem Wind davon.
Max Dauthenday
Gedicht des Monats - Mai 2022
Im Mai
Der Anger steht so grün,
so grün
Die blauen Veilchenglocken
blühn,
Und Schlüsselblumen
drunter.
Der Wiesengrund
Ist schon so bunt,
Und färbt sich,
täglich bunter.
Drum komme,
wem der Mai gefällt,
Und freue sich
der schönen Welt,
Und Gottes Vatergüte,
Die diese Pracht,
Hervorgebracht,
Den Baum
und seine Blüte.
Ludwig Christoph Heinrich Hölty
Gedicht des Monats - März 2022
Gedicht zum Frühling
Leise zieht durch mein Gemüt
liebliches Geläute,
Klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite!
Kling hinaus, bis an das Haus,
wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
sag, ich lass’ sie grüßen.
Heinrich Heine
Gedicht des Monats - Januar 2022
Neujahr
Altes Jahr, du ruhst in Frieden,
Deine Augen sind geschlossen;
Bist von uns so still geschieden
Hin zum himmlischen Genossen.
Und die neuen Jahre kommen,
Werden auch wie du vergehen,
Bis wir alle aufgenommen
Uns im letzten wiedersehen.
Wenn dies letzte angefangen,
Deutet sich dies Neujahrsgrüßen,
Denn erkannt ist dies Verlangen,
Nach dem Wiedersehen mit Küssen.
Achim von Arnim
Gedicht des Monats - Dezember 2021
Christbaum
Hörst` auch du die leisen Stimmen
Aus den bunten Kerzlein dringen?
Die vergessenen Gebete
Aus den Tannenzweiglein singen?
Hörst` auch du das schüchternfrohe,
Helle Kinderlachen klingen?
Schaust` auch du den stillen Engel
Mit den reinen, weißen Schwingen?…
Schaust` auch du dich selber wieder
Fern und fremd nur wie im Träume?
Grüsst auch dich mit Märchenaugen
Deine Kindheit aus dem Baume?…
Ada Christen
Gedicht des Monats - November 2021
Der Abend
Auf braunen Sammetschuhen geht
Der Abend durch das müde Land;
Sein weiter Mantel wallt und weht,
Und Schlummer fällt von seiner Hand.
Mit stiller Fackel steckt er nun
Der Sterne treue Kerzen an.
Sei ruhig, Herz! Das Dunkel kann
Dir nun kein Leid mehr tun.
Christian Morgenstern
Gedicht des Monats - Oktober 2021
Herbst
Die Sonnenblumen leuchten am Zaun,
still sitzen Kranke im Sonnenschein.
Im Acker mühn sich singend die Frau`n,
die Klosterglocken läuten darein.
Die Vögel sagen dir ferne Mär`,
die Klosterglocken läuten darein.
Vom Hof tönt sanft die Geige her.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Da zeigt der Mensch sich froh und lind.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Weit offen die Totenkammern sind
und schön bemalt vom Sonnenschein.
Georg Trakl
Gedicht des Monats - September 2021
Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
Als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
Sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
Aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen: Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
Unendlich sanften seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
Gedicht des Monats - August 2021
Weiße Wolken
O schau, sie schweben wieder
Wie leise Melodien
Vergessener schöner Lieder
Am blauen Himmel bin!
Kein Herz kann sie verstehen,
Dem nicht auf langer Fahrt
Ein Wissen von allen Weben
Und Freunden des Wandern ward.
Ich Liebe die Weißen, Losen
Wie Sonne, Meer und Wind,
Weil sie der Heimatlosen
Schwestern und Engel sind.
Herrmann Hesse
Gedicht des Monats - Mai 2021
Maigedicht
Um die Maiensonne stets
Dunkelt noch ein Wolkensaum,
Über die Narzisse weht`s
Schneeig her vom Apfelbaum.
Wie so bleich das Sonnenlicht,
Und wie kühl ist noch die Luft!
Nur dem Blütenkelch entbricht
Schon ein heißer Sommerduft.
Hermann von Ling
Gedicht des Monats - April 2021
Das erste Grün der Saat
Das erste Grün der Saat, von Regen feucht,
zieht weit sich hin an niederer Hügel Flucht.
Zwei große Krähen flattern aufgescheucht,
Zu braunen Dorngebüsch in grüner Schlucht.
Wie auf der stillen See ein Wölkchen steht,
So ruhe die Berge hinten in dem Blau,
Auf die ein feiner Regen niedergeht,
Wie Silberschleier, dünn und zitternd grau.
Georg Heym
Tipp des Monats - März 2021
Hefe geht nicht auf
Wenn der Hefeteig nicht richtig aufgeht, kann es daran liegen, dass Salz und Fett mit der Hefe in Berührung gekommen sind. Das hemmt die Gärung der Hefe. Vielleicht war die Frischhefe auch nicht mehr ganz frisch. Oder die Temperatur beim Verarbeiten war zu niedrig. Hefe braucht für die Verarbeitung Zimmertemperatur (etwa 22° C), die zugegebene Flüssigkeit wiederum muss Körpertemperatur (etwa 37° C) haben.
Gedicht des Monats - März 2021
Hoffnung
Und dräut der Winter noch so sehr
mit trotzigen Gebärden,
und streut er Eis und Schnee umher,
es muß doch Frühling werden.
Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
mir soll darob nicht bangen,
auf leisen Sohlen über Nacht
kommt doch der Lenz gegangen.
Drum still ! Und wie es frieren mag,
o, Herz, gib dich zufrieden,
es ist ein großer Maientag
der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
als sei die Höll’ auf Erden,
nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß doch Frühling werden.
Emanuel Geibel
Gedicht des Monats - Februar 2021
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den anderen,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse
Tipp des Monats - Januar 2021
Ingwer zerkleinern
Frischer Ingwer ist viel schärfer als getrockneter. Die Zugabe von etwas frischem Ingwer macht schwer verdauliche Gerichte leichter bekömmlich. Das recht aufwendige Hacken können Sie sich sparen, indem Sie die geschälten Ingwerstücke durch eine Knoblauchpresse direkt in die Speise drücken.
Gedicht des Monats - Januar 2021
Winter
Weg und Wiese zugedeckt,
Und der Himmel selbst verhangen,
Alle Berge sind versteckt,
Alle Weiten eingegangen.
Ist wie eine graue Nacht,
Die sich vor den Tag geschoben,
Die der Sonne glühe Pracht
Schleierdicht mit Dunst umwoben.
Oder seid ihr alle tot:
Sonne, Mond und lichte Sterne?
Ruht das wirkende Gebot,
Das euch trieb durch Näh und Ferne?
Leben, lebst du noch ringsum?
Sind verschüttet alle Wege?
Grau und eng die Welt und stumm.
Doch mein Herz schlägt seine Schläge.
Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Gedicht des Monats - Dezember 2020
Advent
Der erste Schnee weht übers Land,
Weiß ist und still der Flockenfall,
Ums Haus der Abendnebel zieht
Und leis klingt erstes Krippenlied.
Gottvater legt den Weltenball
In seines jungen Kindes Hand.
O Unschuld, die ihn lächelnd hält,
Den bunten Ball, bewahr ihn gut,
Lösch aus den Brand, wisch ab das Blut,
Gib, ewig-junges Angesicht,
Uns neuen Mut mit neuem Licht,
Und wieg in deiner Hände Hut
Zur Ruh die aufgestörte Welt !
Agnes Miegel
Tipp des Monats - November 2020
Geruch im Kühlschrank
Geben Sie den Inhalt eines Beutels Haus-Natron (etwa 50g) auf eine Untertasse und stellen diese offen in den Kühlschrank. Unangenehme Gerüche werden von dem Natron aufgenommen und Geruchsübertragungen verhindert. Der Vorgang kann mehrmals mit ausgetauschtem Natron wiederholt werden. Das gebrauchte Natron können Sie in den Abfluss schütten und so auch dort unangenehme Gerüche beseitigen.
Gedicht des Monats - November 2020
Fürchte dich nicht.
Wenn das Leben dich in Zeiten
führt, die dunkler sind.
Nimm es an - es muss nicht
so bleiben, wie es jetzt ist.
So wie die Nacht uns hilft,
Kräfte zu sammeln,
so eröffnen Dunkelheiten
der Seele einen Raum,
sich zurückzuziehen,
damit sie in der Stille
neue Lebenskraft findet.
Im Dunkeln kannst du
nach und nach
das Licht besser erkennen.
Licht, das dir in deinem Leben
immer wieder geleuchtet hat.
Der, der am Anfang sprach:
Es werde Licht -
der wird es gerade auch
zu dir sprechen.
Simone Sander
Gedicht des Monats - Oktober 2020
Trauben die ess’ ich gern,
Das kannst du glauben,
Süsser als Mandelkern
Schmecken die Trauben.
Trauben hol ich mir geschwind,
hole mir Trauben.
Daß sie gegessen sind,
Kann ich nicht glauben.
Mutter, an dem Spalier
Und an den Landen,
Überall, da und hier
Gibt es noch Trauben.
Trauben die ess’ ich gern,
Das kannst du glauben,
Süsser als Mandelkern
Schmecken die Trauben.
Hoffmann von Fallersleben
Carte de visite von Hoffmann v. Fallersleben
Bildquelle: Wikipedia
Gedicht des Monats - September 2020
Herbst
Du lieber Herbst
das Laub Noch heiß vom Sommer
Und leuchtet feurig
Dann im Wind
Die feinen Knöchernen Tritte
Zweigauf
Zweigab.
Marie-Luise Kaschnitz
Gedicht des Monats - August 2020
Sommer
Am Abend schweigt die Klage
des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter droht
über dem Hügel.
Das alte Lied der Grille
erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das Laub
der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
im dunklen Zimmer;
eine silberne Hand
löschte sie aus;
windstille, sternlose Nacht.
Georg Trakl
Sommer über Gönnheim
Luftbild: Burkhard Laudenbach
Tipp des Monats - Juli 2020
Champignons
Champignons werden das ganze Jahr als Zuchtpilze angeboten. Im Kühlschrank lassen sich Champignons etwa 4 Tage in einer geöffneten Verpackung, getrennt von Äpfeln und Zwiebeln, lagern. Sind die Lamellen geöffnet, sind sie nicht mehr frisch.
Reiben Sie die Champignons lediglich mit Küchenkrepp trocken ab. Sehr schmutzige Champignons nur kurz unter fließendem Wasser abspülen. Legen Sie die Pilze nicht ins Wasser; sie saugen sich schnell voll und schmecken dann fade und wässerig. Champignons bleiben schön weiß, wenn Sie sie nach dem Schneiden mit etwas Zitronensaft beträufeln.
Gedicht des Monats - Juli 2020
Feldeinsamkeit
Ich ruhe still im hohen, grünen Gras
und sende lange meinen Blick nach oben,
von Grillen rings umschwirrt ihn Unterlaß,
von Himmelblaue wundersam umwoben.
Und schöne weiße Wolken ziehen dahin
durchs tiefe Blau, wie schöne stille Träume:
mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
und ziehe selig mit durch ew `ge Räume.
Hermann Ludwig Allmers
Bildquelle: Wikipedia
Tipp des Monats - Juni 2020
Konfitüre nicht fest geworden
Hat Ihre Konfitüre nicht die gewünschte Festigkeit, rühren Sie ein Päckchen Zitronensäure unter das heiße Kochgut. Der Geliervorgang in den Gläsern kann bis zu 1 Woche dauern.
Gedicht des Monats - Juni 2020
Schwanzmeisen
In heitrer Muße hat Euch Gott gemacht.
Sein Schöpferlächeln formte Federbäuchlein
mit schmalem Schwänzchen drollig lang bedacht,
das ganze übermalt mit Farbenhäuchlein.
Schon wippt ein Pfannenstielchen durch die Luft
und allsogleich ein Schwarm von vielen, vielen,
die, kleine Gottgedanken, Licht und Duft,
ein klingend Zirpen durch die Weide spielen.
Wie seid Ihr nur in diese Welt gelangt?
In diese Welt! - Ein Wunder, uns zu trösten,
auf daß wir fühlen, wenn der Geist uns bangt,
im Kleinsten lächend, ist der Herr am größten.
Cola Beaucamp
Gedicht des Monats - April 2020
Der Blütenzweig
Immer hin und wider
strebt der Blütenzweig im Winde,
immer auf und nieder
strebt mein Herz gleich einem Kinde
zwischen hellen, dunkeln Tagen,
zwischen Wollen und Entsagen.
Bis die Blüten sind verweht
und der Zweig in Früchte steht,
bis das Herz, der Kindheit satt,
seine Ruhe hat
und bekennt: voll Lust und nicht vergebens
war das unruhevolle Spiel des Lebens.
Hermann Hesse
Bild: Burkhard Laudenbach - "Mandelblüte in Gönnheim"
Gedicht des Monats - März 2020
Abend
Der schnelle Tag ist hin; die Nacht schwingt ihre Fahn’
und führt die Sternen auf. der Menschen müde Scharen
verlassen Feld und Werk; wo Tier und Vögel waren,
traurt itzt die Einsamkeit. Wie ist die Zeit vertan!
Der Port naht mehr und mehr sich zu der Glieder Kahn
Gleich wie dies Licht verfiel, so wird in wenig Jahren
ich, du, und was man hat, und was man sieht, hinfahren.
Dies Leben kommt mir vor als eine Rennbahn.
Laß, höchster Gott, mich doch nicht auf dem Laufplatz gleiten!
Laß mich nicht Ach, nicht Pracht, nicht Lust, nicht Angst verleiten!
Dein ewig heller Glanz sei vor und neben mir!
Laß, wenn der müde Leib entschläft, die Seele wachen,
und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen,
so reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu dir!
Andreas Gryphius
Bildquelle: Wikipedia
Tipp des Monats: Baiser
Baiser wird fester und lässt sich besser verarbeiten, wenn man das Eiweiß mit einigen Spritzern Zitronensaft und etwas Speisestärke steif schlägt. Kuchen mit Baiserhauben lassen sich mit einem heißem, gefetteten Messer glatt schneiden oder durch Spritztüllen in Form bringen.
Kölle Alaaf!
Ein Bischof aus Köln hatte seinen Papagei gelehrt, ihn mit dem Ruf „Guten Morgen, Herr Bischof!“ zu begrüßen. Dann wurde der Bischof zum Kardinal ernannt. All seine Versuche, dem Papagei die neue Anrede beizubringen, verliefen ergebnislos im Sande. Da verlor der frischgebackene Kardinal die Geduld, legte seine prächtigen Gewänder an, nahm Mitra und Hirtenstab und trat vor den Papagei, um ihn Ehrfurcht zu lehren. Verdutzt schaute der Papagei den Kardinal an, legte dann den Kopf schief und rief: „ Kölle Alaaf !“
Mündlich überliefert
Gedicht des Monats - November 2019
Ende des Herbstes
Ich sehe seit einer Zeit,
wie alles sich verwandelt.
Etwas steht auf und handelt
und tötet und tut Leid.
Vom Mal zu Mal sind all
die Gärten nicht dieselben;
von den gilbenden zu der gelben
langsamem Verfall;
wie war der Weg mir weit.
Jetzt bin ich schon bei den leeren
und schaue durch alle Alleen.
Fast bis zu den fernsten Meeren
kann ich den ernsten schweren
verwehrenden Himmel sehn
Rainer Marie Rilke
Gedicht des Monats - Dezember 2019
Weihnachtslied
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muss ich stehen;
Es sinkt auf meine Augenlieder
ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist geschehen.
Theodor Storm